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Gefahrguteinsätze auf See

Schiffbrandbekämpfer und Havariekommando üben gemeinsam C-Lage


Gefahrguteinsätze auf See stellen für die Einsatzkräfte der Feuerwehr eine besondere Herausforderung dar. Denn in der Anfangsphase stehen Einsatzkräfte nur in begrenzter Zahl zur Verfügung – weiteres Personal kann per Hubschrauber oder Schiff nur in geringem Umfang oder mit großer zeitlicher Verzögerung zum Einsatzort transportiert werden. Daher müssen die verfügbaren Kräfte besonders effizient arbeiten und unter den bestmöglichen Voraussetzungen in den Einsatz entsendet werden. In Übungen wird die Leistungsfähigkeit von Material und Personal regelmäßig überprüft.

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Drei Feuerwehrleute werden im Mannkorb auf den Havaristen übergesetzt

Wie auch im Einsatz arbeitet das NLBK eng mit dem Havariekommando und den mit der Brandbekämpfung und der Hilfeleistung auf Schiffen beauftragten Feuerwehren Emden, Wilhelmshaven, Brake, Nordenham, Cuxhaven und Stade zusammen. Dabei wird das Ausrüstungs- und Ausbildungskonzept realitätsnah überprüft.

Bei einem Gefahrguteinsatz auf See stellen die Mehrzweckschiffe der Deutschen Küstenwache zunächst als Transportkapazität und Ort der Einsatzleitung für die Feuerwehr zur Verfügung. Neben der persönlichen Schutzausrüstung führt das Schiff auch einen Abrollbehälter Gefahrgut einer kommunalen Feuerwehr mit, der sich an Bord des Mehrzweckschiffes „Neuwerk“ vollständig im Decksaufbau des Schiffes verstauen lässt.


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Ein AB Gefahrgut wird auf die "Neuwerk" geladen.

Gasdicht im Zitadellenbetrieb

Dies ist besonders wichtig, da die Schiffe durch ihre Konstruktionsweise im sogenannten Zitadellenbetrieb auch gasdicht gehalten werden können. Sie bilden so einen sicheren, von der Umgebungsluft unabhängigen, Rückzugsort für die Einsatzkräfte.

Die Aufbauten des Schiffes können in diesem Zustand nur noch über Schleusen Betreten und Verlassen werden. Die Eintrittsschleuse dient dabei bei der Rückkehr der Kräfte ins Schiffsinnere gleichzeitig als Trennung zwischen Schwarz- und Weißbereich. Unterstützt durch die Schiffsbesatzung legen die Einsatzkräfte hier die Einsatzbekleidung und die Atemschutzgeräte ab. Sämtliche vorhergehenden Schritte der Dekontamination erfolgen im Außenbereich des Arbeitsdecks der Mehrzweckschiffe und werden von den Einsatzkräften selbst gegenseitig durchgeführt. Auf dem Mehrzweckschiff „Mellum“ können die eingesetzten Trupps dabei eine stationäre Atemluftversorgung des Schiffs nutzen. Hierfür sind die Schutzanzüge mit einem zusätzlichen Anschluss für die Mitteldruckleitung der Atemschutzgeräte ausgestattet. Bei Wartezeiten, z.B. während der Dekontamination, wird so nicht die Atemluft im Gerät der einzelnen Einsatzkraft verbraucht. Das ist insbesondere dann von Vorteil, wenn der Atemluftvorrat nach der Rückkehr auf das Mehrzweckschiff bereits nahezu erschöpft ist.


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CSA-Träger verlassen die Schleuse der "Neuwerk"
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Nach der Rückkehr auf die Mehrzweckschiffe dekontaminierten sich die CSA-Träger bevor sie wieder in das Schiff einschleusen.
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Bevor die Kräfte in den Schwarzbereich im Schiff eingeschleust werden, wird eine Dekontamination durchgeführt.
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Nach der Grobreinigung auf dem Arbeitsdeck erfolgt die weitere Dekontamination sowie die Entkleidung der Kräfte in der Schwarz/Weiß-Schleuse der "Neuwerk"
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An Bord der "Mellum" können die CSA-Träger eine stationäre Atemluftversorgung nutzen

Übersetzen auf den Havaristen

Der Zitadellenbetrieb ist zum Schutz der Mannschaft auch dann wichtig, wenn Einsatzkräfte auf den Havaristen übersetzen. Um an Bord des Havaristen zu gelangen, werden die Einsatzkräfte in Mannkörben per Kran vom Mehrzweckschiff aus übergesetzt. Für dieses Manöver muss das Hilfsschiff in unmittelbarer Nähe zum betroffenen Schiff und damit direkt im Gefahrenbereich austretender Stoffe auf Position gehalten werden. Ein Aufenthalt ohne umluftunabhängigen Atemschutz bzw. ohne die Gasschutzfunktion des Schiffes ist in dieser Einsatzphase nicht mehr möglich. Sind an der Einsatzstelle mehrere Schiffe inklusive feuerwehrtechnischer Mannschaften im Einsatz, bilden die Mehrzweckschiffe vor Ort ein Paket, von dem aus operiert werden kann. Mit dem Kran des längs zum Havaristen fahrenden Schiffes können dann die Einsatzkräfte von beiden Schiffen aus übergesetzt werden.


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Im Paket: Die beiden Mehrzweckschiffe "Mellum" (rechts) und Neuwerk (Mitte) fahren längs zum Übungs-Havaristen "Wega"
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Einsatzkräfte in Schutzanzügen im Mannkorb
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Einsatzkräfte in Schutzanzügen werden im Mannkorb von der "Mellum" auf die "Neuwerk" übergesetzt

Sichtung, Probennahme und Abdichtungen von Leckagen

In den Übungslagen werden eine Vielzahl von denkbaren Aufgaben während eines Gefahrguteinsatzes durchgespielt. Neben der Erkundung der Lage auf dem Havaristen zählen hierzu die Entnahme von Proben, die Sicherung beschädigter Gebinde und die Abdichtung von Leckagen.

Der Schleusenbetrieb sowie die Dekontamination auf den Mehrzweckschiffen wird in den Übungslagen mit beübt.

Auswertung durch Analytische Taskforce direkt an Bord

Bei einer Gefahrgutlage wird, neben den Kräften der beauftragten Feuerwehren, Personal der Analytischen Taskforce Deutschland, in diesem Fall gestellt durch Kräfte der Feuerwehr Hamburg, an Bord genommen, das vor Ort bei der Bewertung der Lage helfen sowie direkt eine Analyse beprobter Gefahrstoffe vornehmen kann.

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Bei der ersten Erkundung filmen die Einsatzkräfte die beschädigten Gebinde. die Bilddateien werden direkt von der analytischen Taskforce gesichtet, damit die Einsatzleitung aus den Erkenntnissen die nächsten Entschlüsse fällen kann.
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Das Abdichten von Leckagen ist ein weiterer Bestandteil der Übung auf See
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